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Schüttorfer Heimatabend schließt eine Lücke

Witzige Anekdoten und plattdeutsche Lieder: Der erste Schüttorfer Heimatabend hat genau den Geschmack der rund 250 Besucher getroffen, die in das reformierte Gemeindehaus gekommen waren.

       
 
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  Einen amüsanten Blick auf das heutige und das frühere Schulleben warf der 91-jährige Georg Gellenbeck (rechts), hier mit Organisator Armin Siemering. Foto: Hinnerk Schröer  

Schüttorf. In anderen Orten in der Grafschaft sind Heimatabende bereits seit Jahren fest im Kalender verwurzelt. In Schüttorf gab es solche Abende in plattdeutscher Sprache vor großem Publikum bislang noch nicht. Diese Lücke im Veranstaltungsprogramm haben in der vergangenen Woche der Heimatverein Samtgemeinde Schüttorf und der Männergesangsverein Eintracht geschlossen. Von der Resonanz auf den ersten „Heimatabend up Platt“ waren die Organisatoren dann selbst überwältigt. „Mit so vielen Besuchern haben wir bei der Premiere nie gerechnet“, sagte Mitorganisator Armin Siemering angesichts der Tatsache, dass fast 250 Besucher ins Gemeindehaus der evangelisch-reformierten Kirche gekommen waren. Der Andrang war sogar so groß, dass die Stuhlreihen nicht ausreichten. Mehrere Gäste mussten sich auf Tischen im hinteren Teil und an den Seiten des Raumes zusätzliche Sitzmöglichkeiten suchen. Weil die Veranstaltung von der Kreissparkasse in Schüttorf unterstützt wurde, war der Eintritt an dem Abend frei.

Die Zuschauer, die in der Mehrzahl zu den älteren Semestern zählten, sollten ihr Kommen nicht bereuen. Denn die beiden Vereine hatten für die gut zwei Stunden ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, das immer wieder große Lacher und Beifall provozierte. Durch den Abend führten als Moderatoren Armin Siemering und Gerd-Willi Schreyer. Den Auftakt machte aber der Männergesangsverein Eintracht mit dem Vorsitzenden Heinz-Albert Kerkdyk und Chorleiter Rob Zieverink. Die Sänger aus Schüttorf hatten Lieder in hochdeutsch und plattdeutsch in ihrem Repertoire. Bekannte Stücke wechselten sich dabei mit Kompositionen mit Lokalkolorit ab.

Plattdeutsche Sprache ist mit der Heimat verbunden

„Für viele bedeutet die plattdeutsche Sprache Heimat, Wurzeln, Geborgenheit und Vertrautheit“, betonte Siemering in seiner Begrüßung. In diesem Zusammenhang wies er auch darauf hin, dass es in Grafschaft bereits seit dem Jahr 2000 einen Arbeitskreis gibt, um die plattdeutsche Sprache zu bewahren. Vor einigen Jahren wurde zudem ein Wörterbuch in Form eines Lexikons herausgegeben. Auch in den Kindergärten und Schulen beschäftigen sich die Jüngsten wieder mit dem Thema.

Mit der plattdeutschen Sprache aufgewachsen waren nicht nur zahlreiche Besucher des Heimatabends, auch für die Hauptdarsteller der verschiedenen Programmpunkte ist das Plattdeutsche fester Bestandteil ihres Lebens. Mit ihren Geschichten, Anekdoten und Dönkes hatten sie das Publikum sofort auf ihrer Seite. So zog der 91-jährige Georg Gellenbeck einen amüsanten Vergleich zwischen Schule früher und heute. Auch Gerold Hoesmann blickte mit einem zwinkernden Auge auf die alte Zeit zurück. Georg Dirks gab mit Fotos, die auf einer großen Leinwand gezeigt wurden, einen Überblick über die früheren Schulen in der gesamten Samtgemeinde von Ohne bis Engden. Für richtige Lachsalven sorgte anschließend Christel Hoesmann, die über ihr wieder gefundenes Posiealbum aus Mädchentagen philosophierte. Dass sie damit genau den Nerv des Publikums traf, wurde nicht nur durch den großen Beifall deutlich. Vor allem viele weibliche Besucher hatten keinerlei Probleme, aus ihrer Erinnerung die Verse von vorne bis hinten mitzusprechen. Christel Hoesmann war beim Heimatabend gleich im Mehrfacheinsatz. Auch im Zusammenspiel mit Beate Kerkhoff und beim Stück „Schiller und Schaller“ mit ihrem Mann Gerold Hoesmann bewies sie Bühnenqualitäten. Mit Anekdoten und plattdeutschen Witzen aus der Schulzeit unterhielten auch Karl-Heinz Elskamp, der Vorsitzende des Heimatvereins, und Herbert Farwik das Publikum.

Rätsel um historische Gebäude

Zeit für Rückblicke bot anschießend eine Multi-Visions-Schau, die Armin Siemering aus alten Schüttorfer Ansichten zusammengestellt hatte. Dabei steckten viele Besucher ihre Köpfe zusammen und rätselten über Straßen und Gebäude, die aus dem Schüttorfer Stadtbild mittlerweile längst verschwunden sind. Dann gehörte die Bühne wieder dem Männergesangsverein und Günter Möring, der als „Magellan von Schüttorf“ die Heimat besang. Nach der gelungenen Premiere und dem großen Zuschauerzuspruch dürfte das nicht der letzte Heimatabend dieser Art in Schüttorf gewesen sein.