Kuipers Heinrich in Neuenhaus
 

         
 

Neuenhauser Dichter und Schriftsteller Heinrich Kuiper (geboren 1937) Heinrich Kuiper lebt nahe dem Vechtewehr in Grasdorf. Er besuchte die Grasdorfer Volkschule. Bereits im Alter von zehn Jahren schrieb er seine ersten Gedichte, zu denen ihn der Deutschunterricht von Frau Klotz anregte. Damals war es noch üblich, dass Lehrer ihre Schüler Gedichte auswendig lernen ließen . Heinrich Kuiper hat seit dem Jahre 1968 regelmäßig Gedichte und Prosabeiträge in den Jahrbüchern des Heimatvereins der Grafschaft Bentheim (später auch im „Grafschafter") veröffentlicht, und zwar zumeist in Plattdeutsch.

 
         
 

Beeindruckende Rezitation und Lesung - Heinrich Kuiper bei den Heimatfreunden in Neuenhaus

Gebannt lauschten die Zuhörer der ausdrucksvollen Stimme: Heinrich Kuiper trug im Vereinsheim der Heimatfreunde eigene plattdeutsche und hochdeutsche Gedichte und zwei Erzählungen vor.

Die Gedichte handelten von Humor und Genügsamkeit als Bedingungen eines guten Lebens, sie handelten vom Generationenkonflikt und von der Liebe und von der Schönheit der Natur im Lauf der Jahreszeiten. Auch die vielfältigen Eindrücke einer Reise in die „Insel“ Berlin waren ein Thema.

Dabei ist Heinrich Kuiper immer auch der Chronist der Niedergrafschaft, seine Themen und Motive entstammen eigenem Erleben oder den Erzählungen anderer. Die Liebe zur Natur, Humanismus, Freiheitsliebe und Friedenssehnsucht sind die Grundlage seiner Gedichte, aber auch seiner Prosa, und gleichzeitig ihre Botschaft.

So auch in den beiden Erzählungen: Die eine spielt im Ersten Weltkrieg. Da will einer dem Sterben auf den Schlachtfeldern entgehen. Die humorvolle Schilderung verdeckt nicht die schreckliche Ursache für die komischen Verwicklungen. Die zweite Erzählung klagt Denunziantentum und Gewissenlosigkeit in der Zeit des Nationalsozialismus an.

Ernste und heitere Themen in plattdeutscher Sprache, kunstvoll gereimteGedichte, Erzählungen mit rhythmisiertem Satzbau und starkem Wortklang: In Heinrich Kuipers ausdrucksvollem Vortrag kamen die Elemente seines Werkes zurganz besonderen Geltung.

In den Vortragspausen entwickelten sich denn auch intensive Gespräche zu den anklingenden Motiven und Ereignissen.

Wir danken Heinrich für diesen bewegenden Abend!
Christa Pfeiffer

 

 

 
 

Vergänglich ist die Weltenpracht,
Verzicht das Leben tiefer macht.

 

Hang nich dien Hatt` an wäerldsche Saken?
Könnt dee alleene glükkig maken?
Wat helpt et, as soa völl gewins?
Hess`n Huus, daags` Broat, de nöär`gen Kleer
En bis gesound, verlang nich mäer!
O, wat du dann `n riek Mäinsche sinds!

 
     
 

Sommeroawend


Denn heeten Dag verssackt in`n Droam,
Wienroat glööjt dat Sünnenfüür,
De Wijnd dee sijnk in`n Pöppelboam
`N Leedtien to de Offschäidsfier.

 

Nen Kickfoss schrääwt uut`n Rüschenkolk;
Et bliff verdann mooi Sommerwäer.
An`n kloaren Hemel schwömmt ne Wolk`,
Liekt as `n Schipp up`t wiede Meer.

 
     
 

 Van't mark nich futt te däinken is denn veekoapman Krusemann. Hee is gin`n Groafschupper en kump ut't Westfoelsche, is 'nen groten, starken keerl met upfallend lange tande, heff ait denn schalk in'n nakken, steckt geern de buren de geck an, legg groten weert up kwallität en koff van de biggen ait dat krööntien d'r uut. To markbeginn stigg hee up ieder wage en luurt denn aap ut'n baoam. Is ok an de biggen niks uuttesetten, hee schmitt geern nen klakkert d`r up. Dat hett, hee maakt se schlecht an latt d'r gin guud hoar an. „Deine Ferkel will ich nicht, zwei haben einen Buckel!“ segg hee. Men de buur, denn se höört, is nich up'n beck fallen en segg: „Et is better, dat de biggen 'nen pukkel hebbt as dat ik eene hebbe! See dreegt em sölws. lk bin d'r nich met traut en heb noch noojt ginne hollen. Ik finne wal huus-sittende löö, dee nich soa up kwallität acht en se wal geern koapen wilt!“ Dat huus-schlachten was dumoals noch nich uutstorwen. -- Hee is se wal kwiet wodden. 'N paar mark guudkoaper muss hee se an`n man brengen.

Krusemann kann't van twee kanten. Hee maakt de borstenviecher slecht en hee kann se ok puchen. Mangs steet hee millen up de wage tüschen `ne koppel biggen. Kump d'r starke wind, dann wääjt de tippen van sien'n langen mantel in de höögte. Den „flegenden engel“is de hele tied in beweging: Hee haut met de hande üm sik too en liekt net as nen pestoar, den up ne wiede flackte unner frijen himmel ne preeke hault. Hee röpp luudhals ait weer de sölwen wöörde: „0 was schöne Ferkel! Solche Ferkel habe ich noch nie gesehen. Die stammen gewiss aus einer Elitezucht! Ich werde Besitzer dieser prächtigen Tiere und zahle dafür den höchsten Tagespreis!“

Siene ruhmesreden schient gin äinde te nemmen. Äinkelte buren spitzt de oaren en däinkt nu, dat de biggen upstund schlimm düür bint. Men door sind ok wiese profeeten, dee denn praalhans al lange kennt en siene proeties gin'n gloawen schäinkt. See verhollt sik neutral en schwiegt. De buur'n klettert met eere priese hoog in de boeme en treckt de melk up. See froagt wucherpriese, dee gineene betalen kan. Kruseman bött völl meer, as se weert bint en drääjt dan dee halsoffschnieders de kaule rügge too en verhault sik, as of hee gin bigge meer seen wil. 'N üür later kriegt de buren de arg d'r-uut en markt, dat hee meer boden hef, as se weert bint. 'N bettien eerder as't mark te äinde is, wodd Kruseman weer flügge en will biggen koapen. Denn handel geböört met handschlag, en doarbi wodd soa niets toschloan, dat men hoast bloaren in de hande krigg. Hee koff nu de mööjsten biggen föör 'nen heel lägen pries. Is denn handel vöörmekaa, dan kloppt hee de buur sachies up de schulder, gnis lük en segg heel bedaat: „0 was hab ich diesmal billige Ferkel gekauft. Ich hätte dir viel mehr gegeben, aber du wolltest es ja tun!“ Kruseman is 'nen lepen keerl, weet best, wu hee met de buren ümgoahn mött en kan't naar mooj seggen. Moal kick hee nijsgierig up'n namensschild van 'nen wagen en ropp dan denn buur, denn d'r tegen steht, too: „Bist du noch ein Anhänger und Verehrer des Führers? Zählst du zu den Unverbesserlichen?“ De buur begrip eerst nich, wat hee meent. Denn namen an sien'n wagen is nich meer düüdlik te lesen. Door steht den oortsnamen „Hilten“. Krusemann hef doar „Hitler“ van maakt, men hee weet't wal better. In de Junimoand is noch wal faker denn handel schleppend en de noafroage noa biggen schlapp. Dann posaunt Kruseman unner't burenvolk in`t-runde: „Sind die Kirschen rot, ist der Handel tot!“ -- Et is noch wall spietig, dat man dit original nich in't bild fasthollen heff.

 
     
 

Uut`t fäere Dörpien ropp ne Klock:
„Schloapt nu! Denn Dag is lang` to Äind.“
De Nacht in`n griesen Newelrock
Owernäimp et Regimäint.

 
     
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