Grafschafterin setzt sich in Brüssel für Platt ein

GN Hoogstede/Brüssel.

Die europäische Amtssprache sollte zukünftig Plattdeutsch sein. Mit dieser Forderung starteten einige Teilnehmer die Plattdeutschkonferenz im Europäischen Parlament in Brüssel. Dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, konnte der Europaparlamentsabgeordnete Jens Gieseke nicht versprechen. Aber gemeinsam mit seiner niederländischen Kollegin Annie Schreijer-Pierik sendete er ein eindeutiges Signal aus Brüssel: Plattdüütsch wird hier nicht als ein Dialekt abgetan. Es wird als Sprache wahrgenommen. Eine Sprache, die in Gefahr ist, geschützt und gefördert werden muss.

Plattdeutsch als Kind gelernt

Deshalb hatten die beiden Europaparlamentsabgeordneten Experten und Politiker aus den Niederlanden und Norddeutschland nach Brüssel eingeladen. Mit dabei war die 18-jährige Studentin Katrin Harms-Ensink aus Hoogstede. Sie hatte 2015 den Plattdeutsch-Lesewettbewerb auf Niedersachsenebene für sich entschieden und war jetzt Teil der niedersächsischen Delegation. Für Katrin Harms-Ensink war die Konferenz im Parlament ein Highlight: „Da kamen so viele spannende Perspektiven zusammen.“ Sie selbst spricht zu Hause Plattdeutsch und Hochdeutsch ganz selbstverständlich nebeneinander. „Für Freunde klingt das manchmal ungewöhnlich, für uns ist das normal,“ so die Grafschafterin. Sie sei stolz und dankbar, dass sie das Plattdeutsche als Kind gelernt habe.

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Setzen sich für Plattdeutsch ein (von links): die niederländische Abgeordnete Annie Schreijer-Pierik, Katrin Harms-Ensink und Jens Gieseke. Foto: privat

Über drei Stunden wurde in dem Sitzungssaal des Europäischen Parlaments in vielen verschiedenen Plattdeutsch-Varianten diskutiert. Was muss getan werden, damit die Regionalsprachen wieder populärer und damit erhalten werden? „Ostfriesland ohne Plattdüütsk ist wie Tee ohne Kluntjes. Für mich unvorstellbar“, stellte die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann in ihrer Rede klar. Sie wies aber auch darauf hin, dass der Erhalt der plattdeutschen Sprache nur in Zusammenarbeit mit den Ländern sichergestellt werden könne. Denn der Bildungs- und Kulturauftrag liege bei diesen: „Alle zwei Wochen stirbt eine Sprache auf dieser Welt aus. Damit stirbt Kultur, Zusammengehörigkeit und Weltgeschichte. Die Konferenz hat gezeigt, dass viele bereit sind, Plattdeutsch vor diesem Schicksal zu bewahren.“

„Trau di watt, proat platt!“

Für Jens Gieseke hat das Niederdeutsche einen besonderen europäischen Wert: „Hier wird Kultur, Tradition und Identität über Grenzen hinweg gelebt“, so der Emsländer. Was Niederländer und Deutsche an Zusammenarbeit vom Arbeitsmarkt, über die Bildung bis zur Kultur leben, hat für Gieseke Beispielcharakter: „Und deshalb ist es auch eine gemeinsame Aufgabe, ein starkes Netzwerk für das Plattdeutsche aufzubauen.“ Allen Eltern, Pädagogen und Kulturschaffenden gab er deshalb einen Spruch der Initiative „Platt is cool“ der Emsländischen Landschaft mit auf den Weg: „Trau di watt, proat platt!“

Am Ende der Konferenz waren sich alle einig: Plattdeutsch ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil unserer Identität. Platt maakt ok slau – ganz nach dem Motto des diesjährigen Plattdüütskmaants. Um Plattdeutsch zu erhalten, müssen alle an einem Strang ziehen. Deshalb soll es auch nicht das letzte Treffen dieser Art in Brüssel bleiben. Denn nur wer sich austausche, könne Hand in Hand arbeiten.