Singen auf Platt mit Oma und Opa

Großeltern und Enkel stimmen in Uelsen gemeinsam Lieder an

 

Viele Menschen in der Grafschaft sprechen Plattdeutsch – vor allem die Älteren. Damit diese Sprache aber nicht ausstirbt, müssen auch die Kinder dafür begeistert werden. Eine musikalische Aktion in Uelsen hat am Freitag gezeigt, dass das möglich ist.
Von Sebastian Hamel

GN 45.45.17 Uelsen

„Een, twee, drie – ick segg ,Moin‘, wenn ick di seh. Un goat die Sünne up, dan bint wi al gut drup.“ Mit diesem Vers hat Musikschullehrerin Saskia Spinder mehr als 30 Kinder und Großeltern in Uelsen begrüßt. Der plattdeutsche Spruch heißt übersetzt: „Eins, zwei, drei – ich sag ,Moin‘, wenn ich dich sehe. Und geht die Sonne auf, dann sind wir alle gut drauf.“ Ein passender Einstieg in das Thema des Treffens: Das Singen plattdeutscher Lieder stand auf dem Plan.

Im Herbst 2016 ist das Buch „Kinderleicht & Grenzenlos“ erschienen, an dem auch Saskia Spinder mitgearbeitet hat. Darin finden sich 41 Lieder, deren Texte jeweils auf Deutsch, Niederländisch und Platt abgedruckt sind. Das Buch wurde an alle Kindergärten und Grundschulen in der Region verteilt, damit auch ganz junge Menschen die Sprache ihrer Heimat entdecken können. Schnell entstand die Idee, die Texte und die Musik lebendig werden zu lassen – mit einem gemeinsamen Singabend für Kinder und Großeltern.

Schon bald war die Veranstaltung ausgebucht. Am Freitag um 17 Uhr war es schließlich so weit: Zahlreiche Omas, Opas und Enkel kamen herbei und freuten sich auf anderthalb Stunden fröhliches Singen. „Joa, vandage proat wi Platt, dat is use Motto“ hieß das erste Lied – zu deutsch: „Ja, heute sprechen wir Platt, das ist unser Motto“. Lehrerin Saskia Spinder spielte dazu auf ihrer Gitarre – und auch die jüngeren und älteren Teilnehmer durften mit Rasseln, Klanghölzern und Triangeln nach Herzenslust musizieren.

Bei dem Singabend wurde auch deutlich: Das Plattdeutsch klingt in unserer Region zwar überall ähnlich, aber nicht gleich. Manchmal gibt es schon Unterschiede von einem Dorf zum nächsten. Während zum Beispiel in einigen Gebieten die Menschen das hochdeutsche Wort „Frühling“ verwenden, sagt man in der Grafschaft vor allem „Vörjoar“. Einige Kinder kannten sich mit der plattdeutschen Sprache schon gut aus. „Wenn meine Großeltern Platt sprechen, verstehe ich alles“, erzählte der fünfjährige Nelio aus Hardingen. „Im Kindergarten singen wir auch Lieder auf Platt.“ Weil sich so viele Teilnehmer angemeldet hatten, soll die Aktion „Wir singen Platt“ im Sommer möglicherweise wiederholt werden. Lehrerin Saskia Spinder sagte dazu: „Wenn das Interesse groß genug ist, gibt es am 25. August noch einen Termin.“

 
 

Ein Kinderlied in drei Sprachen

Deutsch
Zwei kleine Wölfe

Zwei kleine Wölfe geh’n des Nachts im Dunkeln, man hört den Einen zu dem Andern munkeln: Warum geh’n wir beide hier des Nachts herum? Man tritt sich an den Wurzeln ja die Pfoten krumm! Wenn’s nur heller wär! Pfeifen. Wenn nur der Wald vom Sternenlicht erleuchtet wär! Pidum, pidum, pidubidubidubidu, pidum!

Niederländisch
Twee kleine wolfjes

Twee kleine wolfjes lopen ’s nachts in’t donker, je hoort de ene tegen de andere mompelen: Waarom lopen wij hier in nou de nacht in’t rond? Wij lopen op die wortels onze poten krom! Ach was het nu maar licht! Fluiten.

Al werd het bos alleen maar door de sterren verlicht!

Piedom, piedom, piedoebiedoebiedoebiedoe, piedom!

Platt
Twäi kleene Wölfe

Twäi kleene Wölfe lopt van Nach in Düstern, man hört denn eenen tau denn annern flüstern: Worüm lop wi beide hier van Nach herüm? Man trett sück an de Woddeln jä de Poten krumm! Wenn’t bloß lechter wör! Fleiten. Wenn bloß de Wald van Sternenlicht erlöchtet wör!

Pidum, pidum, pidubidubidubidu, pidum!