Pressemeldungen  
     
  Grafschafter Nachrichten 17.02.2015  
 

Plattdeutsch: Lehrer bilden sich weiter
„Begeisterung für Sprache"

 

NORDHORN. Mit Engagement und Freude haben kürzlich 16 angehende Lehrerinnen und Lehrer des Leh- rervorbereitungsseminars Nordhorn eine Zusatzqualifikation für die plattdeutsche Sprache erworben. Damit schließen sie eine ungewöhnliche Zusatzausbildung ab.

Zum ersten Mal waren die künftigen Pädagogen bereits im vergangenen Jahr im Rahmen ihres Ausbildungsseminars auf Plattdeutsch im Unterricht vorbereitet worden.

So nahmen sie unter anderem an einem Sprachkurs und an weiteren Stunden zu Themen wie der historischen Entwicklung der Sprache teil (die GN berichteten). Die Teilnehmer kônnen jetzt ihre Zusatzqualifikation zur Stärkung der niederdeutschen Sprache als Bestandteil der niedersächsischen Landesidentität bei Bewerbungen einbringen. Sie alle glauben, dass es bei den Grafschafter Schülern „eine Begeisterung für die Sprache“ gibt.

 
     
  Grafschafter Nachrichten 16.07.2014  
 

Plattdeutsch: Kulturgut für den Unterricht
Seminar des Studienseminars in Nordhorn für Referendare und Lehrer

 
     
 
sch: Kulturgut für den Unterricht
 
 

Im Plattdeutsch-Ausbildungsseminar für Lehrer referiert Heiko Frese (rechts) aus Lüneburg. Foto: Larissa Rehbock

 

 
 

Einsatz für das Grafschafter Platt

Plattdeutsch lebt – aber wie lange noch?

Nordhorn. Im Rahmen eines Ausbildungsseminares zum Thema „Plattdeutsch Förderung und Förderung der Mehrsprachigkeit“ des Studienseminars in Nordhorn lehrte die Gildehauserin Anette Badenhorst jetzt 16 Teilnehmern die Grundkenntnisse des Plattdeutsch. Johanna Stiepel, Beraterin Region und ihre Sprachen im Unterricht im Emsland und in der Grafschaft Bentheim, und Brigitte Dünhoft vom Nordhorner Studienseminar hatten die Idee für das Seminar für Referendare und junge Lehrer. Denn seit 2011 ist es in den niedersächsischen Schulen verpflichtend, die Sprachbegegnung in das Kerncurriculum des Deutschunterrichts in Grundschulen und im Sekundarbereich I mit aufzunehmen.

Das Seminar besteht aus sieben Modulen mit jeweils drei Stunden. In jeder Einheit wird ein anderes Thema behandelt, wie die Geschichte oder die Grammatik.

Für das erste Modul war Heiko Frese, Lehrer an einem Gymnasium in Lüneburg und Dozent an der Universität Lüneburg, geladen. „Die plattdeutsche Sprache ist ein einzigartiges Kulturgut. Die Menschen haben gemerkt, dass es eine unwiederbringliche Sache ist.“ Doch zeige das Platt noch mehr auf: „Plattdeutsch hat einfache Konjugationen – ein Merkmal einer modernen Sprache.“ Auch sei Platt leicht zu lernen, da es dem Hochdeutsch nahekomme.

Das Ziel des Seminars: Die Lehrer sollen fit in der Sprache werden, Plattdeutsch an die Schulen bringen und im Unterricht benutzen. Viele Kinder zeigten großes Interesse am Platt: „Es hört sich lustig an, hat einen ironischen Unterton und es hat etwas Vertrautes, da man eher das ‚Du‘ als das ‚Sie‘ benutzt“, betont Anette Badenhorst, die sich über die Rückkehr des Plattdeutsch sehr freut.

Auch die Teilnehmer wissen das Seminar sehr zu schätzen, denn Lehrer mit Plattdeutschen Kenntnissen werden in der Grafschaft Bentheim bevorzugt eingestellt. „Ich habe viel Spaß an der Sprache und möchte sie den Kindern näher bringen“, betonte die junge Lehrerin Clarissa Rumpke.

Von Larissa Rehbock

 
     
     
     
 

Frankfurter Allgemeine Zeitung 20.07.2010
Plattdüütsch to fördern
Niedersachsen für Niederdeutsch / Von Robert von Lucius

SCHARREL, 19. Juli. Zwei Stunden lang strahlt „Studio Skäddel" sein „Middeeges" aus - sonntags alle zwei Wochen. Das Studio ist in einem kleinen Raum im niedersächsischen Scharrel, einem Ortsteil der Gemeinde Saterland. Die übliche technische Ausrüstung fehlt. Der Moderator, der hier ehrenamtlich arbeitet, spricht selbst nicht die Sprache, um die es geht. Viele bemühen sich zwar darum, Saterfriesisch vor dem Aussterben zu bewahren. Die Möglichkeiten dafür aber sind begrenzt.
Das Saterland war einst von der Umwelt abgeschlossen. Nur wenn das Moor in besonders strengen Wintern zugefroren war, gelangten Besucher dorthin. Heute sprechen nur noch 2500 Menschen Saterfriesisch. Vor zwei Jahrzehnten nannte das „Guinness-Buch" die Großgemeinde Saterland die kleinste Sprachinsel Europas. Da hatte man allerdings das Livische vergessen, einst eine der großen indogermanischen Sprachen, das in Lettland nur noch von fünf bis 20 Menschen gesprochen wird.
Ein Atlas der Unesco vom vergangenen Jahr warnt, dass 2500 der 6000 Sprachen der Welt vom Aussterben bedroht sind. In Deutschland zählt die Unesco dazu 13 Sprachen - neben dem Alemannischen, Bairischen, Ostfränkischen, Sorbischen und Jiddischen auch das Plattdeutsch, der große Bruder des Saterfriesischen. Dennoch ist das Niederdeutsche - das kein Dialekt ist, sondern eine eigenständige westgermanische Sprache - die nach dem Katalanischen am häufigsten gesprochene europäische Regionalsprache. Zu deren Schutz ist Deutschland seit 1999 aufgrund der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen verpflichtet. Seitdem kann es in der Verwaltung oder vor Gericht genutzt werden.
Bis 1600 war das Niederdeutsche die Sprache der Hanse. Der „Sachsenspiegel" als großes Rechtsbuch jener Zeit wurde in Mittelniederdeutsch verfasst, und es gab ein Wörterbuch Russisch-Mittelnieder­deutsch. Dann verdrängte das Hoch- das Niederdeutsche als Kanzleisprache. Es zerfiel in Mundarten und wurde zur Nahsprache in Familie und Nachbarschaft - zum „Platt". Dabei ist die Sprache ungemein reich: Allein für das Wörtchen Ameise gibt es 59 plattdeutsche Varianten.
Heute sprechen noch 2,6 Millionen Menschen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg, Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Teilen Brandenburgs Niederdeutsch - und in von Auswanderern geprägten Sprachinseln in den Vereinigten Staaten. Deutlich mehr verstehen „die ältere Schwestersprache des Hochdeutschen", wie Kurt Tucholsky sie nannte. Seit einiger Zeit gibt es eine Rückbesinnung auf die sprachlichen Wurzeln der Region. Vor drei Jahren legte Niedersachsen seine Verfassung auf Plattdeutsch vor. Seit 2006 ist in Niedersachsen eine „Sprachbegegnung" mit Platt im frühen Deutschunterricht verpflichtend. In mehr als 60 Kindertagesstätten werden Hoch- und Plattdeutsch neben­einander gesprochen. Die Volkshochschule in Lüneburg senkt mit Platt die Hemmschwelle der Computerkurse für Ältere. An Schulen ist das noch eine Ausnahme: In Simonswolde im Kreis Aurich findet mehr als die Hälfte des Unterrichts auf Platt statt. In der Regionalbahn durch Ostfriesland hört man Bahnansagen auf Platt. Bei einer ostfriesischen Fluglinie kann man im Internet auf Plattdeutsch buchen. Im Norddeutschen Rundfunk moderiert Yared Dibaba die Fernsehsendung „Die Welt Op Platt" - der Äthiopier hatte nach der Flucht seiner Familie ins Oldenburger Land seine Leidenschaft fürs Platt entdeckt. Die Oldenburgische Landschaft - eine Körperschaft, die regionale Traditionen pflegt - stellte zu Jahresbeginn einen plattdeutschen Muttersprachler ein, der das Niederdeutsche und das Saterfriesische pflegen und Buchprojekte, Theaterfestivals und das für September geplante Festival „Plattart" vorbereitet.
Der Niedersächsische Heimatbund und das Plattdütskbüro bei der Ostfriesischen Landschaft in Aurich stellen sich hinter Bemühungen, Platt stärker an Schulen zu verankern. Der Heimatbund bietet mit „Nett-Platt Neddersassen" ein Forum im Internet. Der Heimatbund legte unlängst einen Gesetzentwurf vor, mit dem das Niederdeutsche erhalten und gefördert werden soll. Der Heimatbund weist in der Begründung seines Plattdeutsch-Gesetzes darauf hin, dass trotz der Förderung die Zahl der Menschen, die Platt sprechen, in den letzten 25 Jahren, also in einer Generation, um die Hälfte geschrumpft ist. Das Gesetz soll Ministerien, Landkreise, große Kommunen und Schulen verpflichten, Beauftragte für Plattdeutsch zu benennen.
Auch Bremen widmet sich dem Niederdeutschen. Beim „Andraag" der CDU-Fraktion zur Stärkung des Plattdüütsch wechselte die Bürgerschaft ihre Sprache. Radio Bremen bietet seit 1977 als erstes deutsches Funkhaus der plattdeutschen Minderheit regelmäßige Nachrichten. Beim Übersetzen berät das Bremer Institut für nieder­deutsche Sprache mit ihrer - mit gut 20 000 Werken - größten Bibliothek für aktuelle plattdeutsche Literatur. Zur Zeit geben 20 Verlage jährlich 160 bis 170 Neuerscheinungen plattdeutscher Literatur heraus, selbst Harry Potter als Hörbuch. Die Bremer Sammlung von Theaterstücken gilt als die größte der Welt. An den Hochschulen allerdings sieht es für das akademische Fach düster aus. Manche nennen die Lage dramatisch - wie bei anderen Orchideenfächern.

 
     
 

Pressemeldung Niedersächsisches Kultusministerium
Hannover 20.11.2009
Imagekampagne für Niederdeutsch


„Platt is cool“: Postkartenaktion für alle Schulen - Heister-Neumann: „Engagiertes Gemeinschaftsprojekt wirbt für Platt im Unterricht“

HANNOVER. Niederdeutsch für Jugendliche attraktiv gestalten: Dies ist das Ziel der Postkartenaktion "Platt is cool", die heute unter der Schirmherrschaft von Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann von sieben Landschaften und Landschaftsverbänden gestartet wurde. Fünf verschiedene Motive aus der Lebenswelt der Jugendlichen stehen für die allgemein bildenden Schulen im Land für den Unterricht zur Verfügung. Die 40.000 Kartensätze sind in acht verschiedenen Textversionen erarbeitet worden. "Jede Schule wird in den nächsten Tagen ein Starterpaket bekommen", sagte Heister-Neumann. "Für die Grundschulen und auch im Sekundarbereich I ist die Sprachbegegnung mit Plattdeutsch verbindlich vorgeschrieben. Die Postkartenaktion ist ein wichtiger Beitrag, um die Kinder und Jugendlichen lebensnah für Niederdeutsch zu begeistern", so Heister-Neumann. Schulen können bei Bedarf weitere Postkartensätze über die Internetseite www.platt-is-cool.de anfordern.
"Mein Dank geht stellvertretend für alle Beteiligten an den Mitinitiator Hans-Eckhard Dannenberg vom Landschaftsverband Stade", sagte Heister-Neumann.  Das Land bietet parallel eine Fortbildung für Lehrkräfte an, die vom 7.12. bis 10.12.2009 in Bad Bederkesa durchgeführt wird. Es liegen bereits 36 Anmeldungen vor.
Die Regionalsprache Niederdeutsch gewinnt bei vielen Jugendlichen an Attraktivität. Erfolgreiche Popbands singen auch in Platt. Junge Menschen wollen die Sprache lernen, aber es fehlt an aktiv Sprechenden und in den Schulen an Lehrkräften, die Plattdeutsch unterrichten können. Der Zugang zu Plattdeutsch findet in der Schule, in Vereinen, bei Veranstaltungen wie Lesewettbewerben zwar noch punktuell statt, jedoch häufig mit Inhalten und in einem Umfeld, das von Distanz zum Alltag einer jugendlichen Lebensumwelt und Alltagskultur gekennzeichnet ist.
Das Projekt "Platt is cool" setzt hier an und versteht sich als Imagekampagne für den Gebrauch der Regionalsprache Niederdeutsch bei Schülern und Jugendlichen: Unter dem Motto "Platt is cool. Tro di wat, snack Platt!" wendet es sich an diese Zielgruppe, indem es niederdeutsche Redewendungen, in Alltagssituationen von jungen Menschen und auf einer Postkarte verdeutlicht. 160.000 Postkarten (40.000 Postkarten mit jeweils 5 Motiven) in acht Sprachvariationen stehen ab sofort für die Verwendung im Unterricht an allen allgemein bildenden Schulen Niedersachsens zur Verfügung. Beteiligt an der Erarbeitung der Postkarten waren die Niederdeutsch-Beauftragten der Landschaften und Landschaftsverbände, die Fachberater Niederdeutsch, das Land Niedersachsen sowie das Institut für Niederdeutsche Sprache in Bremen.

 
     
 

Hannover, 11.05.2007 -

Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

60 Jahre Niedersachsen: Niedersächsische Verfassung erstmals auf Plattdeutsch
Mehr zu: Europa, Niedersachsen, Politische Bildung, Sonderthemen

Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Lutz Stratmann hat am (heutigen) Freitag anlässlich des 60. Jahrestages der Konstituierenden Sitzung des ersten Niedersächsischen Landtages die erste überregionale Ausgabe der niedersächsischen Verfassung in plattdeutscher Sprache an den Landtagspräsidenten Jürgen Gansäuer überreicht.
"Das Plattdeutsche ist eine eigene Sprache und kein Dialekt. Dies macht sie zu einer Besonderheit unseres Landes. Obwohl Hochdeutsch die erste Sprache ist, findet seit einiger Zeit eine Rückbesinnung auf das Plattdeutsche als sprachliche Wurzel unseres Landes statt", erklärte Kulturminister Stratmann. In Niedersachsen werde die plattdeutsche Sprache von fast zwei Millionen Menschen aktiv gesprochen.
Mit der "Neddersassisch Verfaten" wil die Landesregierung den Stellenwert der Plattdeutschen Sprache in Niedersachsen verdeutlichen und damit die Zweisprachigkeit ausdrücklich fördern. Zu dieser Förderung hat sie sich durch die Unterzeichnung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen verpflichtet.
"Ich wünsche mir, dass die Verfassung viele Leserinnen und Leser findet und zur Pflege und zum Erhalt der Plattdeutschen Sprache beiträgt", so Stratmann weiter.

 
         
         
     
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